Vita

 

 

1959 geboren in Elmshorn

1986-1991 Studium der Freien Kunst an der Fachhochschule für Gestaltung in Kiel (heute: Muthesius Kunsthochschule Kiel) bei den Professoren Fritz Bauer und Ekkehard Thieme

1989- Mitglied im Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Landesverband S-H (BBK-SH)

1992 Gaststudium im Bereich mixed media an der Myndlista og Handidaskoli Reykjavik / Island

1992-1998 freischaffend in Kiel / 1998- freischaffend in Elmshorn und Hamburg

1995-1997 Mitglied im Vorstand der Produzenten Galerie PRIMA KUNST in Kiel

1997-2017 Mitglied im Vorstand des Kunstvereins Elmshorn

2000-2006 Geschäftsführer des Vereins der Kunstfreunde Kiel - multiple art

2008- Mitglied im Kuratorium der Stiftung zur Erhaltung von Kulturdenkmalen in Elmshorn

2017-2023 Vorsitzender des Bundesverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler Landesverband S-H (BBK-SH)

2017- Mitglied im Vorstand des Landeskulturverbandes Schleswig-Holstein (LKV-SH)

2019-2023 Mitglied in der Kunstkommission des Landes Schleswig-Holstein

 

Stipendien I Auszeichnungen

 

1991 Druckgrafikpreis der Südwestdeutschen Landesbank Stuttgart / nominiert

1992 Reisestipendium des Landes Schleswig-Holstein / Island

1993 Stipendiat im Künstlerhaus Selk

1994-96 Künstlerförderung der Stadt Kiel

1995 Microsoft Kunstpreis / nominiert

2002 Ekely - Stipendium im Atelier von Edvard Munch ( Norwegen ) des Landes Schleswig-Holstein

2002 Kulturpreis der Stadt Elmshorn

2004 Preis der 51. Landesschau Schleswig-Holstein

2005 Reisestipendium des Landes Schleswig-Holstein / Norwegen

2011 Ehrenmedaille der Stadt Tarascon / Frankreich

2015 Reisestipendium des Landes Schleswig-Holstein / Norwegen

2016 Drosteipreis - Kulturpreis des Kreises Pinneberg

 

Arbeiten in Sammlungen I Auswahl

 

Graphische Sammlung der Kunsthalle zu Kiel / Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Schloß Gottorf, Schleswig / Graphische Sammlung der Kunstsammlung Neubrandenburg / Graphische Sammlung der Südwestdeutschen Landesbank / HSH Nordbank, Hamburg / Land Schleswig Holstein / Kanzlei Esche-Schümann-Commichau, Hamburg / Sammlung Vereinsbank "Junge Kunst im Hansa Carree", Hamburg / Sammlung Museum Stargard, Polen / Sammlung Stadt Tarascon, Frankreich / Sammlung Airbus, Finkenwerder / Sammlung C1 Connection, Hamburg / Sammlung Schloss der Pommerschen Herzöge, Stettin, Polen / Sammlung Stadtgalerie im Elbeforum, Brunsbüttel / Sammlung Shenzhen Art Museum, VR China / Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Kiel / The Chelsea Art Museum, New York, USA

 

Teilnahme an Gruppen- und Einzelausstellungen seit 1979.

Vertreten durch: 

IMBA Galerie, 

Bebelallee 7 

22299 Hamburg-Winterhude

 

 

Jens Martin Neumann

minimal duets


Anders Petersens Arbeiten scheinen nicht von dieser Welt zu stammen: keine Figur, keine Perspektive, kein Stillleben, nur leichte Anmutung von Landschaft, gebunden in der atmosphärischen Einheit von Ruhe und Bewegung. Die Farben atmen ruhig und tief, wirken feierlich und entrückt, Holz und Zink dienen als Resonanzkörper des Lichts. Die weiten, gestisch gemalten Farbflächen führen die Malhandlung vor und zeigen die Grenzenlosigkeit der Bildgrenzen auf. Die Energien der Farbfelder expandieren gleichermaßen in die Tiefe und nach vorn. Sie beherrschen den realen Raum und saugen die räumliche Situation auf, verinnerlichen sie durch Maß, Proportion, Spannung und Präsenz. Der Künstler entschleunigt unsere Betrachtung: seine Bilder dringen langsam ein und wirken lange nach, eine zentrale Kategorie ist die Zeit.

Der Maler und Grafiker Anders Petersen verfolgt eine konkrete, ausgesprochen konzeptuelle Malerei, die ihre individuelle, eigenwillige Position aus grafischen wie skulpturalen Ansätzen bezieht. Dieses Petersensche Nachdenken über Malerei aus der Perspektive des Grafikers setzt bereits am Bildträger an, denn die objekthaften Bildtafeln wachsen als dreidimensionale Farbraumkörper aus der Wand. Sie sind weniger klassisches Tafelbild denn Farbtor, Fenster, Flügelaltar oder Bildkachel. Sie wölben sich in der Schichtung von Holzvolumen und Zink in den Raum vor, während die überlieferte Farberuption den Bildraum nach hinten in die Mauer öffnet.

Anders Petersens Bilder setzen sich aus farbig bearbeiteten Holzplatten mit rein monochromen Farbflächen in charakteristischen Blau- und Rottönen und den darauf in unterschiedlichen Positionen als Unterzug, seitlicher Balken, querende Mittelbahn oder welliges Band angeordneten Zinktafeln, quasi den materiellen Relikten des Tiefdrucks, zusammen. Zuerst wird über die kalkuliert bemessene Form der Zinkplatte entschieden und das zugeschnittene Metallstück auf dem Holz platziert. Unter größtem Druck mit der Radierpresse in das Holz geprägt, wird es fest mit dem Untergrund verleimt und an den Ecken vernagelt. Die Zinkfläche sind durch ein geometrisches Muster geritzter Linien und erhabener Nägelköpfe organisiert, somit wird eine einfache Ornamentik mit regelmäßiger Innenrahmung vollständig aus der Konstruktion der Befestigung ermittelt.

Beide Bildteile - und das ist das große Geheimnis der Petersenschen Kunst -unterliegen einem gemeinsamen Malprozess, um die Verbindung der eigentlich wesensfremden Materialien zu gewährleisten. Holz und Zink werden wiederholt mit lasierenden Farbschichten überzogen, die Acrylfarbe über das gesamte Bild gespachtelt, verdichtet, heruntergeschabt, neu aufgebracht. Dabei speichert die empfindsame Zinkoberfläche jede noch so kleine Verletzung, jede Schramme und Schürfung, und verwahrt einzelne Farbreste. Am Ende wird das Zink wieder gänzlich freigelegt, gleich einer Kaltnadelradierung ausgewischt, gereinigt, frei geschabt. Doch bleiben die Spuren der Bearbeitung, dieses gleichgerichteten Schabens, als in das Metall eingegrabene Strichbündel und Parallelschraffuren ablesbar. In unbedingt präziser Form- und Materialanalytik lotet der Künstler die Möglichkeiten einer, eben immer aus dem grafischen Rohstoff und Werkzeug entwickelten Malerei als Ziel gerichtete Aktion von Schneiden, Drucken, Spachteln und Schaben aus.

Was die besondere Qualität von Anders Petersen Kunst ausmacht, ist der auratische Gesamteindruck, der aus der bedächtigen malerischen Handlung, also aus dem schichtweise Bedecken des hölzernen Malgrunds mit lasierenden Farbebenen und deren Verdichtung zu stark fleckigen oder feiner nuancierten Farbteppichen resultiert. Seine Antwort auf die alte Frage, was Malerei ist, ist so einfach wie klug: Malerei ist schlicht das vielfache Auftragen von Farbschichten. Dann entstehen optisch pulsierende und in wechselnden Farbtönen scheckig aus dem Grund schwellende Farbsignaturen, die sowohl den Materialcharakter betonen als auch den maltechnischen Prozess mit seiner bewegten Geste in sichtbaren Spuren überliefert.

Im Wechsel des Materials konfrontiert Anders Petersen diese immateriellen, organisch vibrierenden Farbzonen der Holztafel mit dem dinglich greifbaren, technoid kühlen Metall. Während sich die manuelle Farbschichtung zu ideeller transparenter Räumlichkeit gleichsam in die Tiefe entwickelt, das reale Licht aber schluckt, reflektiert die hermetisch verschlossene Zinkplatte in Ritzen und Kratzern das Licht und wirkt als Spiegel, der die Bewegungen der Menschen im Raum einfängt. Beide Bildkomponenten, bemalter Holzträger und ausgewischte Zinkplatte, also letztlich Malerei und Grafik selbst, treten in einen Dialog ein und stimmen einen - wie es der Titel der Ausstellung sagt - "Wechselgesang" von Transparenz und Dichte, Imagination und Konkretion, an, ohne jedoch ihre Eigenständigkeit zu verlieren. Denn sie reagieren ganz unterschiedlich auf den Werkprozess, argumentieren mit zwei Wirklichkeitsebenen und liefern jeweils einen inhaltlichen Kommentar zu ihrem Mitspieler. Das Werk wird also ganz aus der kalkulierten künstlerischen Aktion und den spezifischen Eigenschaften des Materials gedacht.

Seit vielen Jahren sinnt Anders Petersen in seinen Bildern über das Wesen der Malerei und Grafik nach. Einerseits beschreibt er den konkreten Vorgang des Malens als solchen, andererseits übersetzt er direkt gewonnene Eindrücke in landschaftlich anmutende Klärungen, die ohne abzubilden Naturhaftes erfahrbar machen. Silent sea imaginiert in schmal gestrecktem Hochformat eine bewegte Wolkenformation über grauem Wattenmeer, das sich duftig trüb im Zinkbalken materialisiert. Hier werden durchaus Inhalte transportiert, doch wenn existente Landschaften als Inspiration dienen, dann allein als Muster der Flächenteilung und Skala des Farbeindrucks, eben in das rigide formale System übersetzt. In den neuen, irritierend an Augen erinnernden Kreisformaten observateur erfährt der alte Türspion seine neuerliche künstlerische Aktualisierung, wenngleich sich die glänzende Form auch zu Monets Seerosen im Garten Giverny formalisieren lässt. Für solche vorsichtigen kunstgeschichtlichen Formanleihe stehen auch die gerundeten Zinkbänder nach Hokusais berühmter Welle.

Immer tendiert die Kunst Anders Petersens auch zu spirituellen Dimensionen, sozusagen zur Bildmeditation. Last words, hier ernsthaft als letzte Worte Christi verstanden, gemahnt in seinem metallenen Querbalken und der Bildfuge, die ihn erst zum Kreuz vervollständigt, in fast blutrotem Fond an Kreuztragung und Kreuzigung. Dieser Intimität persönlicher Erfahrungen stellt er aber gezielt die ausdauernde Körperlichkeit des Malakts und die objektivierende Materialität der Werkstoffe entgegen. In dieser subjektiven, assoziativ offenen Skizzenhaftigkeit der Arbeiten deutet Anders Petersen stets mehr an, als er tatsächlich formuliert; wichtiger ist ihm die Begründung einer spezifisch bildnerischen Position.

Hans-Dieter Sommer hat vor einigen Jahren präzise benannt, was uns an den Arbeiten von Anders Petersen überrascht und beeindruckt: "Die Verlangsamung der Arbeit durch den handwerklichen Vorgang verknüpft die reduzierte, klare Form mit fast romantischer Hingabe. Der aus dem Schaffensprozess destillierte Bildkörper wird in der zeitlichen Dehnung zu einem durchlebten poetischen Gegenstand. Das Zarte, Brüchige und das Wuchtige, Erhabene finden in einer konzentrierten Bildidee zusammen."

Jens Martin Neumann I Kunsthistoriker I Kiel

 

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